Wärmepender

Wärmespender zur Körpererwärmung

Wärmespender zur Raumerwärmung


Wärmepender


#. Was sind Wärmespender?

Wärmespender ist eine zeitgerechte Bezeichnung und ein Sammelbegriff für Geräte, die schon in der Steinzeit entdeckt wurden und die vor dem 21. Jhdt. mit den Gattungsbegriffen Wärmesteine, Wärmflaschen oder Wärmepfannen bezeichnet wurden.
Die Bezeichnung "Wärmespender" wurde von dem Sammler und Buchautor Georg Huber geprägt. Nach mehreren Studienreisen zu Museen in Kanada, Portugal, Italien und, natürlich, in Deutschland versuchte er die Geschichte von Wärmflasche & Co. zu erforschen und seine Forschungsergebnisse schriftlich festzuhalten. Die unendliche Vielfalt der Formen, Ausführungen, Materialien sowie die verschiedenen Methoden der Wärmezufuhr veranlasste ihn zu dieser äußerst passenden Bezeichnung, die sich in seinem Buch als Untertitel wiederfindet. Damit liegt erstmals seit dem 20. Jhdt. eine kulturhistorisch interessante und volkskundlich bedeutsame Abhandlung zur Geschichte der Wärmespender vor.
Schon einige Jahre vor der Veröffentlichung des Sachbuches von Huber im Jahre 2000  versuchte ich als Sammler die Geschichte der heute Körperwärmespender genannten und fast in jedem Haushalt noch verwendeten Geräte zu erforschen - mit mäßigem Erfolg. Durch Hubers Buch wurde jedoch das Interesse an der Geschichte neu entfacht und meine Forschungen intensiviert; die Ergebnisse dieser langjärigen Recherchen sind auf dieser seit dem Jahre 2005 eingerichteten Internetplattform zu finden.



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Wärmespender zur Körpererwärmung


#. Sammelbegriff für Wärmesteine, Wärmflaschen und Wärmepfannen

Wärmespender zur Körpererwärmung
Diese Internetportal befasst sich mit der bisher noch wenig bekannten Entwicklungsgeschichte der Körper-Wärmespender, ist somit sinnvollerweise auch danach benannt. Der Autor bemüht sich seit Jahrzehnten evtl. vorhandene archäologische und volkskundliche Forschungsergebnisse aufzuspüren und diese komplexen Zusammenhänge in einem kulturhistorischen Kontext strukturiert darzustellen.


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#. Wärmequellen

Bekannt ist, das Körperwärmespender ihre vorübergehend gespeicherte Wärme aus unterschiedlichen Quellen beziehen. Zu nennen sind z.B. offenes Feuer, Sonnenwärme, heißes Wasser, Holzkohlenglut, elektrischer Strom. Daraus sind nicht nur die historischen Umstände erkennbar, vor allen Dingen wird die enorme geistige, handwerkliche und technische Entwicklung über Jahrhunderte hinweg deutlich.
Durch die unterschiedliche Wärmeenergie-Zufuhr lassen sich mehrere Kategorien bilden, die die Entdeckung neuer Energieformen abbilden.


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#. Wärmesteine wurden schon in der Steinzeit entdeckt!

Die Entdeckung der Wärmesteine                            

Langjährige Forschungen zur Geschichte der Körperwärmespender, insbesondere der Wärmesteine, geben Anlass zu der Annahme, dass sie bereits in der Steinzeit entdeckt worden sind.
Diese Annahme wird gestützt durch die Ausarbeitung von Tanja Lindauer: Wie lebten die Menschen in der Steinzeit, in der ausführlich beschrieben wird, wie Werkzeuge und Waffen aus Stein hergestellt wurden.

Wer heute seine Großeltern fragt ob sie schon einmal einen Stein im Bett hatten, wird mit Sicherheit ein "Ja" als Antwort bekommen. Sie erinnern sich dabei dann wieder an ihre
Kindheit in den Kriegs- oder Nachkriegsjahren und besonders an kalte Winternächte.
Glücklicherweise sorgte die Mutter am Abenddann dafür, das die Betten in den ungeheizten Schlafzimmern durch eine Wärmekruke oder einen Wärmestein aufgewärmt wurden.
 

Wärmflaschen waren damals ziemlich rar und wer keine (ausgetrunkene!) Steinhägerflasche aus Ton besaß, verwendete einen im Backofen erwärmten Ziegelstein.
Der wurde, um Verbrennungen zu vermeiden, in ein grau-blaues Handtuch oder in mehrere Lagen Zeitungspapier eingewickelt und ins kalte und klamme Bett gelegt.

Fragt man jedoch die heutige Generation, ob sie noch wissen wozu ein Wärmestein verwendet wurde, wird man wohl nur mit einem Achselzucken bedacht werden.
Kein Wunder, bis vor einigen Jahren war über die Entwicklungsgeschichte und die kulturhistorische Bedeutung der Wärmesteine, die wie die Wärmflasche und die Wärmepfanne zu den Körper-Wärmespendern gezählt werden, so gut wie nichts bekannt!

Mittlerweile hat sich diese Situation insofern jedoch geändert, das durch zuortenbare Funde eine fast lückenlose Geschichte der Wärmesteine bis zur Jahrtausendwende aufgezeigt werden kann.

Und so begann die Geschichte:

Auf einigen Bauernhöfen im Rheindelta bzw. dem früheren Urstromtal des Rheins, zu dem auch der Niederrhein gehört, wurden vereinzelt noch bis zum Ende des 19. Jhts. Wärmesteine aus Rheinkiesel verwendet, die von den Bauern bei der Feldarbeit gefunden wurden.
Vielleicht erinnern sie sich daran, vor der Flurbereinigung und der Mechanisierung in der Landwirtschaft, sah man auf den Feldern oder am Feldrand große Haufen von dort gefundenen Steinen.
Die ersten Wärmesteine wurden von unseren Vorfahren in der Steinzeit gefunden. Sie waren Nomaden, Jäger und Sammler und lebten ausschließlich in und von der Natur.
Bei ihrer Jagd durch die Flusstäler werden sie die wärmespeichernde Wirkung der Kiesel entdeckt haben. Bei ihrer Suche nach diesen besonderen Steinen werden sie schnell festgestellt haben, das für Transport und Handhabung eine bestimmte Größe und Form sinnvoll ist. Daraus ergab sich die Größe/Länge (ca. bis 30/35 cm) und die ovale, beidseitig abgeflachte Form, um den Wärmestein am wegrollen zu hindern.

Nachfolgende Fotomontage zeigt einen natürlichen Wärmestein, der in seiner Größe variabel und im Aussehen, von weiß bis dunkelgrau, variieren kann.
 
Wärmestein aus Flusskiesel,
  Steinzeit   Form und Größe wurden in späteren Jahrhunderten
   von den Handwerkern auch für metallische
   Wärmflaschen übernommen: Sie werden noch heute
   in gleicher Form und Größeund aus unterschiedlichen
   Materialien industriell gefertigt.

   Bisher ist es leider noch nicht gelungen einen
   Rheinkiesel-Wärmestein aufzuspüren. Ich hoffe jedoch
   inständig, mit Hilfe der Leser doch noch so einen
    Wärmestein in die Hände zu bekommen.
      Flusskiesel, Steinzeit   

Dazu muss ich Ihnen folgende Begebenheit erzählen: Anlässlich der Hobbybeurs im benachbarten Dinxperlo im Jahre 2005, meine Wärmespender-sammlung mit ca. 100 Exponaten wurde am Stand des Heimatverein Suderwick ausgestellt, erschien ein älterer Herr der mir erzählte einen Wärmestein aus Rheinkiesel zu besitzen. Er habe ihn von seiner verstorbenen Großmutter bekommen, dürfte somit wohl noch aus dem 19. Jhdt. stammen. Der Wärmestein liegt als Dekoration im Hauseingang. Abgeben wolle er diesen Wärmestein nicht, da er ihn als Erinnerungsstück behalten wolle. Wenn ich mich richtig erinnere erwähnte er, das er aus Anholt-Vehlingen stamme und dort einen Bauernhof besäße.
Unerklärlicherweise habe ich damals versäumt dieses wohl einmalige Exponat zu erwerben oder zumindest zu photographieren.

Die Bedeutung dieses Fundes für die Geschichte der Wärmespender ist mir erst im letzten Jahr erst so richtig bewusst geworden. Nachdem ich bei meiner Geschichtsforschung auf Unterlagen gestoßen bin die bis ins 11. Jhdt. zurückreichen, aber nicht den kleinsten Hinweis über den natürlichen Wärmestein enthielten. In späteren Jahrhunderten wurde, dem besonderen Zweck entsprechend, die Bezeichnung Bettstein oder Bettwärmer eingeführt.
Der „kleine Bruder“ des Bettsteins dürfte das „Wärmeei“ gewesen sein. Wir können sicher davon ausgehen, das unsere Vorfahren aus der Steinzeit
  diesen Handwärmer seinerzeit ebenfalls entdeckt haben. 
  Das Bild zeigt einen Wärmestein der zur Erwärmung der
  Hände benutzt wurde. Dieser Wärmestein aus
  (bearbeitetem) Serpentin dürfte in Form und Größe den
  in der Steinzeit gefundenen Wärmesteinen entsprechen.
  Wobei die eiförmige Form auf die Verwendung als
  Handwärmer hinweist.
  Die Größe dürfte ebenfalls von Natur aus unterschiedlich
  gewesen sein, da sie zur Erwärmung von Kinder-, Frauen-,
  und Männerhänden verwendet wurden.
Dabei wird der
  eiförmige Stein in die, wie zum beten gefalteten Hände
  genommen. Wobei die Handflächen den breiten, und die
  Fingerspitzen den spitzen Teil des Steins umschließen.

Handwärmer (Serpentin)

Auch über diese „natürlichen“ Handwärmer der Steinzeitmenschen gibt es bisher keine verlässlichen Hinweise.
Der Eingangs erwähnte Ziegelstein hat den Wärmestein irgendwann ersetzt.
Lehmziegel sind neben Holz, Stein und Pflanzenfasern das erste in den frühen Siedlungen der Jungsteinzeit (etwa 8.000 bis 6.000 v. Chr.) verwendete Baumaterial.
Gegenüber Wänden aus ungeformtem Lehm haben Wände aus Ziegelstein viele Vorteile: sie sind besser zu transportieren als ungeformter Lehm, Mauern sind stabiler als Wände aus ungeformtem Lehm und benötigen bei ihrer Errichtung keine Schalung.
Die Technik des Brennens von Ton für Gefäße war in der Jungsteinzeit bekannt, wurde aber nicht für Ziegel eingesetzt.
Die ersten Ziegel (Lehmziegel) waren handgeformt und dadurch unregelmäßig in der Form.
Ziegel mit glatt gestrichener Form sind etwa seit 6.300 v. Chr. aus Mesopotamien bekannt. Hier wurde zwischen 5.900 und 5.300 v. Chr. die Verwendung von Formen entwickelt. Zwischen 3.100 bis 2.900 v. Chr. wurde erstmals gebrannter Ton in Ziegelform in großem Umfang verwendet und die Technik des Glasierens entwickelt und perfektioniert.
Für die römische Architektur hatte der gebrannte Ziegel eine zunehmende und schließlich zum Ende des Römischen Reichs große Bedeutung. Durch die Römer wurde das Bauen mit gebrannten Ziegeln im ganzen Römischen Reich verbreitet.
Typisch für den römischen Backstein sind dünne Ziegel.
 
Die umfangreiche Verwendung von gebrannten Ziegeln für Mauerwerk setzte im ersten Jahrhundert v. Chr. ein, war aber beispielsweise in der Stadt Rom bis in die Zeit der Regierung des Augustus (27 v. Chr. Bis 14 n. Chr.) überhaupt nicht nachzuweisen.
                                                                                                     
Römische Ziegel


Bis 100 n. Chr. war die Technik bereits durch die Römischen Legionen, die überall Feldziegeleien errichteten, im ganzen Reich verbreitet.
Im 2. Jahrhundert wurden Ziegel aber auch als dekorative Oberfläche verwendet und ersetzten Tuffsteine und andere Steine als Verkleidung für die von den Römern erfundenen Betonmauern (lat.: opus caementitium).
Ende des 2. Jahrhunderts endete die Blütezeit des Backsteinbaus in Rom wieder.
Während die Tradition des Backsteinbaus in Italien seit den Römern ungebrochen fortgesetzt wurde, verschwand der Backstein in Nordeuropa mit dem Ende des Römischen Reichs völlig.
Er wurde im 12. Jahrhundert durch Mönche wieder eingeführt.
Im Gegensatz zu den flachen Ziegeln aus der Römerzeit wurden im Mittelalter (6. bis 15. Jhdt.) gebrannte Ziegel (Backsteine) als längliche Quader hergestellt.

 
 
 
in den verschiedenen Klosterbauschulen wurde das
  sogenannte „Klosterformat“ welches derzeit noch kein
  einheitliches Format aufwies,hergestellt.

 
Klosterformatziegel
 
   
Die Industrialisierung ermöglichte den Transport von Baumaterialien über größere Strecken und die Lieferanten mussten austauschbar sein. So wurde 1872 in Deutschland per Gesetz das so genannte „Reichsformat“ für Ziegel (heute „altes Reichsformat“) eingeführt: 25 cm × 12 cm × 6,5 cm.
 
 
Damit konnte ein Gebäude aus Mauerziegeln
verschiedener Herkunft erbaut werden.
Wir können davon ausgehen das Backsteine, die damals nur in größeren Städten für Bauvorhaben zur Verfügung standen, auch schon als Wärmesteine durch ärmere Bevölkerungsschichten verwendet wurden.


                                                                                    
                                                                                                 Backstein im Reichsformat


Das Handwerk ist die älteste Form gewerblicher Tätigkeit. Schon sehr früh wurden gewerbliche Fertigkeiten innerhalb der Familie oder Sippe vererbt, die Fremden gegenüber geheimgehalten wurden.
Große Bedeutung erlangte das Handwerk erst in den wachsenden Städten des Mittelalters.
In dieser Zeit entstanden nicht nur heute bewunderte handwerkliche Kunstwerke, sondern der Handwerker (Meister) war überhaupt die tragende wirtschaftliche und gesellschaftliche Kraft der Stadtkultur mit eigenen Organisationen (Zünfte, Gilden) und Bräuchen.
Zünfte waren fachliche Vereinigungen der Handwerker im örtlichen Bereich, Gilden waren dagegen Verbände von lokalen und Fernhändlern.
In deren Blütezeit vom 12. bis zum 15. Jahrhundert gaben sie den Städten eine gute Regierung und sie bauten Schulen, Straßen und Kirchen.
In diese Zeit fällt auch die erste handwerkliche Erstellung von Wärmesteinen, die die natürlichen Wärmesteine und z.T. auch die als Wärmesteine verwendeten Backsteine ersetzten.
Etwa in der Mitte des 15. Jhdt. entdeckten die Bewohner des Ortes Zöblitz im sächsischen Erzgebirge, dass sich manche von den auf den Äckern herumliegenden Steine recht gut mit dem Messer bearbeiten ließen.
Es kann angenommen werden, dass sich bald einige der im Holz schnitzen bewanderten Bergleute und Bauern an dem Material versuchten.
In einer Urkunde aus der Meisterlade der Serpentinsteindrechsler-Innung wird der Hirtenjunge Matz Brinnel als der erste Serpentin-Schnitzer bezeichnet. Als sein Brotgeber wird der Zöblitzer Bergmeister Christoph Illgen, der 1482 gestorben ist, genannt.
Die vielseitige Verwendbarkeit des Serpentins und die Schönheit der polierten Gegenstände ließen das Gestein im 16. und 17. Jahrhundert zu einem Modematerial werden.
Es wurde in der Architektur, zur Herstellung von Möbeln und Gebrauchsgegenständen eingesetzt. Neben Schmuckgegenständen, wie Pokale, Becher und Schalen wurden auch Wärmesteine hergestellt.
 



  Die nachstehenden Bilder zeigen die umfangreiche
  Palette der aus Serpentin hergestellten Wärmesteine.
 
 
Bett- und Handwärmer
 

 

 
    

 

   

 
 
 
 
Gebrauchsgegenstände aus Serpentin waren nicht nur wegen
ihrer gefälligen Formen und schönen Oberflächen gefragt, die Leute glaubten auch an die schützende und heilende Wirkung des Serpentins. Agricola berichtete 1546, das Löffel und Becher nach damaliger Überzeugung, gegen Gift schützen sollte.
Wärmesteine als Heilmittel wie der dargestellte Leibwärmer erreichte bei der Cholera-Epidemie im Jahre 1831 reißenden Absatz.

Leibwärmer
 
 
 
 

                                                                                      
                                                                                                                  

Wärmepantoffeln (Serpentin)

Natürlich fehlt in der Kategorie der Leib- und Handwärmer noch der - Fußwärmer. Einen Fußwärmer, wegen seines Aussehens richtigerweise als Wärmepantoffel bezeichnet, fanden wir im Heimatmuseum Zöblitz.
Leider gibt es keine Informationen darüber, wie sie verwendet wurden - konnte man mit Ihnen tatsächlich laufen oder schlupfte man lediglich mit den Füßen hinein um sie zu wärmen?

 


Heute, im 21. Jhdt. werden nach alter Tradition, zwar keine Wärmesteine mehr, dafür aber ein umfangreiches Sortiment an kunstgewerblichen Gegenständen aus Zöblitzer Serpentinstein hergestellt und weltweit vertrieben.
Nicht nur in Deutschland wird Serpentinstein gefunden, auch in Amerika wurde aus Serpentin Stiefelwärmer hergestellt. Sie waren mit langen Ketten, zur leichteren Herausnahme aus den Stiefeln, versehen.
 
 
 
 Stiefelwärmer aus Seifenstein (USA, 19.Jhdt.)
 Offiziere der US-Armee benutzten sie im
 19. und 20. Jhdt. um damit ihre kalten Stiefel
  anzuwärmen.
 
 
 
 
 
Das nächste Bild zeigt einen Wärmestein, ebenfalls aus den USA.

 



Wärmestein aus Speckstein, 19 Jhdt.





                                                                                                   
 
 
 
 
 
Wärmesteine, Ton, Deutschland, ca. 1870


 
 
 
 
 
 
 
Kommt ihnen die Form bekannt vor?
Wie sie sehen, entsprechen Form und Abmessungen dem der vorstehend beschriebenen dünnen römischen Ziegel aus der Zeit vor unserer Zeitrechnung.
Mit der von England in der 2. Hälfte des 18. Jhdts. ausgehenden Industrialisierung in Europa waren viele handwerklichen Berufe dem Untergang geweiht.
 
Die Palette der Wärmespender zur Körpererwärmung die bisher, sowohl aus natürlichen und handwerklich gefertigten Wärmesteinen, sowie aus Wärmflaschen und aus mit Holzkohle befeuerten Gefäßen bestand, wurden nach und nach durch kostengünstigere, industriell gefertigte Massenware, ersetzt.
Die Zöblitzer Serpentinindustrie hat jedoch die strukturellen Probleme die während der Industrialisierung entstanden, gemeistert und bis zum Beginn des II. Weltkriegs noch Wärmesteine hergestellt.
In Frankreich entwickelte sich überwiegend im 19.Jhdt. in Elsass und Lothringen der Keramikstein als Wärmespender. Die Franzosen nennen diese glasierten und hitzebeständigen Keramiksteine "Brique CHAUFFEUSE".
Neben runden und ovalen Formen wurde vorwiegend die Quaderform benutzt, durchschnittliche Größe 22 x 13 x 3 cm. Sie wurden wie andere Wärmesteine in der Backröhre oder auf der Herdplatte aufgewärmt und dann in das Bett transportiert. Es ist zu vermuten, dass daher regelmäßig die Löcher in den Keramiksteinen vorhanden sind, um mit einer Art hölzernen Gabel den heißen Stein anpacken zu können.
Leider haben wir eine solche authentische Gabel noch nicht gefunden. Man konnte sie aber auch in ein spezielles Eisengestell mit Tragebügeln legen, dann hatte man auch bei heruntergefalteten Tragegriffen einen Fußwärmer.
Die Firma "Ceramique Eichinger" im Elsass produziert heute wieder nach historischem Vorbild einen brique chauffeuse, der auch in Deutschland vertrieben wird.
 
 
  Nebenstehendes Bild zeigt einen Ausschnitt aus der
  Keramiksammlung des Elsässischen Museums in
  Straßburg
mit Arbeiten aus Soufflenheim bzw.
  Betschdorf.
 
 
 

Über die elsässische Wärmesteinindustrie konnte bisher nicht viel in Erfahrung gebracht werden. Die kommenden Monate werden zeigen ob, ggf. mit Hilfe des Elsässischen Museums mehr über die Herstellung und Anwendung der elsässischen Wärmesteine ans Tageslicht zu bringen ist.
 

Im Rhein-Deich-Museum des Heimatmuseum Bislich bei Wesel befinden sich zwei (längliche Quader) Wärmesteine aus (ehemals) weißer, glasierter Keramik.
 
 
 

                                                                                                                                                                                 Nach Angabe des früheren Besitzers, der als Knecht auf einem Hof gearbeitet hat, hat er sie  als Jahresgabe bei der Entlohnung an Silvester zusätzlich erhalten
Es könnte sich dabei um ein regionales Produkt der Fa. KERAMAG aus Wesel handeln und aus der Zeit vor dem I.Weltkrieg stammen.
Über diesen Keramik-Wärmestein ist bisher nur bekannt:
„1903 gründen Thomas William Twyford in Ratingen, Alfred Johnson in Wesel und seine Vettern, die Gebrüder Johnson, in Flörsheim Feuertonfabriken“.
 
Mit der flächendeckenden Stromversorgung in Europa, mit der auch die Industrialisierung des Privathaushaltes einsetzte, entstand auch eine Elektrogeräteindustrie.
Nach dem I. Weltkrieg wurden von den Elektrogeräte-Herstellern vorwiegend Modelle und Formen der früheren Wärmesteine verwendet und elektrifiziert d.h. in die Wärmesteine wurden Widerstandsdrähte eingebracht, die beim Anschluss mittels eines Kabels an die Steckdose den Stein erwärmte.

Nachfolgende Bilder zeigen die Produkte die in dieser Zeit entstanden, heute aber aus Sicherheitsgründen nicht mehr verwendet werden dürfen.

 
  Elektrifizierter Wärmestein aus Keramik,
  Hersteller unbekannt,
 
 
 
 
 
 
 

Das nächste Bild, eine sogen. Wärmerolle, wurde zum Aufladen in den Ladeteller gesteckt. Wenn er die gewünschte Wärme erreicht hatte wurde er ins Bett gelegt.
 
 
Die runde Form hat sich allerdings nicht bewährt, da die Wärmerolle nicht am vorbestimmten Platz verblieb, sondern durchs Bett rollten!
 
                    
Wärmerolle mit Ladestation, Fabr. AEG



 
 
                                                                                                                                                                        
 
  Wärmerolle aus Porzellan, hergestellt von der
  Porzellanmanufaktur Rosenthal in Kooperation mit der
  Fa. AEG (ab 1921). Dieser Bettwärmer wurde über eine
  (heute nicht mehr zulässige!) Anschlussschnur mit
  einem sogen. Hausgerätestecker direkt an die
  Steckdose angeschlossen und zum Aufladen gleich
  ins Bett gelegt.
 

Wärmerolle mit Ladekabel,
      Fabr. Rosenthal,
                                              


Da diese Geräte noch keine thermostatische Regelung aufwiesen, ist es nicht nur zu Verbrennungen gekommen, sondern manches Schlafzimmer wurde dabei in Brand gesetzt.

Augenscheinlich gibt es jedoch wieder Unternehmen die Wärmespender, Wärmesteine und Wärmflaschen herstellen und auf den Markt bringen.



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#. Die Wärmflasche, das erste Produkt der Steinzeit?



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#. Der Gluttopf war der Vorläufer der Wärmepfanne



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Wärmespender zur Raumerwärmung


#. Mit der Feuerstelle in der Steinzeit begann es

Wärmespender zur Raumerwärmung

wurden aus der offenen Feuerstelle der Steinzeitmenschen entwickelt. Aus der offenen  Feuerstelle wurde die (offene)  Herdstelle und daraus der (geschlossene) Ofen entwickelt. Diese Entwicklung wird in Museen zur Entwicklung der Wärmespender zur Raumerwärmung wie z.B. das Feuerstätten Museum in Legden-Asbeck dargestellt.
Aus der Verfügbarkeit verschiedenster Brennstoffe wie Kohle, Holz, Gas, Öl entstanden moderne Heizungsanlagen, die die umweltschonende Verwendung noch vorhandener Brennstoffreserven sicherstellen sollen.
Der Weiterentwicklungsprozess ist längst noch nicht als abgeschlossen anzusehen. Bedingt durch die immer knapper werdenden Energieressourcen werden weitere technische Innovationen notwendig sein und entwickelt werden.

Ohne auf diese Entwicklungsgeschichte näher eingehen zu wollen, empfehle ich den Besuch der nachstehend aufgeführten Museen:


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