Eine kulturhistorische Plauderei von Ing. F.M. Feldhaus, mit einem Nachwort
(zur kulturhistorischen Plauderei von F.M.Feldhaus) zugleich eine Geschichte
der Wärmflasche in den letzten Jahrzehnten
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 Eine kulturhistorische Plauderei. Ing. F.M. Feldhaus, 1923.
ir haben in der Schule gelernt, daß Gutenberg den Buchdruck und Watt die Dampfmaschine erfanden. Aber es hat uns niemand gesagt, daß diese und andere Erfindungen eine an Mühsalen reiche Vorgeschichte hatten. Wollen wir aus der Kulturgeschichte etwas lernen, dann müssen wir nicht so eifrig nach einzelnen Erfindungen fragen, sondern Entwicklungswege in der Vergangenheit aufsuchen. Und das können wir besser an einem kleinen Gegenstand, als etwa an einer in der ganzen Weltgeschichte weit sichtbaren Neuerung. Allerdings ist es überaus schwierig den Werdegang eines unscheinbaren Gerätes durch die Jahrhunderte rückwärts zu verfolgen.
Hier ist der Versuch gemacht, die Entwicklung der Geräte zu zeigen, an denen sich der frierende Mensch - getrennt von seiner Feuerstätte - zu erwärmen wußte. Wir werden sehen und hören, daß es bis zur handlichen Wärmflasche ein weiter Weg war.

Wir müssen uns zunächst daran erinnern, daß unsere heutigen geschlossenen Öfen und Herde im Altertum und Mittelalter eine Seltenheit waren. Man wärmte sich am offenen Herdfeuer, über dem der Kochkessel an einer Kette hing.
In Rathäusern und in den Wohnungen der Vornehmen hatte man offene, auf niedriegen Füßen stehende, bronzene Feuerpfannen.
Im Mittelalter legte man in Klöstern und Rathäusern vereinzelt Zentralheizungen an, so um 1120 im Kloster Clairvaux, dreißig Jahre später im Kloster Maulbronn und um dieselbe Zeit im Rathaus zu Lüneburg. Die letztgenannte Anlage ist noch insoweit erhalten, daß man vor jedem Sitz eines Gerichtsherrn im Fußboden einen bronzenen Deckel sieht. Wer sich wärmen wollte, hob diesen Deckel heraus und die warme Luft strömte ihm zu. Wir haben hier also nicht eine Raumheizung, sondern eine Heizung "der einzelnen Person."
Wer sich im Mittelalter an einer anderen Stelle als dem Herdfeuer erwärmen wollte, nahm den "Wärmtopf" mit sich. Und das war um so notwendiger, da unsere isolierenden Glasfenster im Bürgerhaus eine Seltenheit und in der Bauernstube vollkommen unbekannt waren. Man hatte bestenfalls die Fensteröffnungen mit Vorhängen, Holzläden, engen Gittern oder mit Scheiben aus Horn oder mit geöltem Papier verschlossen.
Wie man den Wärmtopf im deutschen Mittelalter nannte, wissen wir nicht; bekannt ist nur, daß der dänische Historiker Saxo ihn ums Jahr 1200 in lateinischer Sprache kurz
erwähnte 1].
Eine besondere Einrichtung brauchte man für die Geistlichen in den weiten, ungeheizten und oft in ihren Fenstern unverglasten Kirchen des Mittelalters. Die Kirchenbesucher konnten ihre Hände in Handschuhe, Muff oder Taschen stecken, aber der geistliche am Altar und auf der Kanzel mußte lange mit bloßen Händen in bitterer Kälte stehen.
Darum gehörte zum kirchlichen Gerät des Mittelalters der "Wärmapfel". Seine älteste Beschreibung haben wir aus dem Reise-Skizzenbuch des französischen Architekten und Ingenieurs  Wilars, das ums Jahr 1245 niedergeschrieben ist 2].
Unsere 1. Abbildung zeigt den Apfel im Durchschnitt. Ringsum erkennen wir die metallenen Wandung, die an zwei einander gegenüber liegenden Stellen verschraubt ist; sie besteht demnach aus zwei Halbkugeln. Wie wir später noch sehen werden, sind diese Halbkugeln durchbrochen, damit die Wärme besser aus dem Apfel herauskommt.
Weiter zeigt uns die Skizze von Wilars, daß in dem Apfel sechs Ringe gelagert sind, daß einer im andern sich frei drehen kann.
Die Aufhängungspunkte liegen abwechselnd in der Skizze rechts und links und oben und unten. Im mittelsten Ring dreht sich ein kleines Becken aus Metall, das man mit glühenden Holzkohlen füllt. Man mag nun den Apfel drehen wie man will; das Kohlebecken wird immer wagrecht schweben. Die Kohlen werden also nicht herausfallen können.
Die Ringaufhängung dieses Kohlebeckens ist die gleiche, (kardanische) wie wir sie noch heute an Kompassen auf See verwenden. Man hatte auch Wärmäpfel, in die man statt der glühenden Kohlen ein glühendes Eisen einlegte, und gar schon solche, die man mit heißem Wasser füllte. Im Jahre 1502 wird ein silberner Wärmapfel im Inventar der Kirche von Laon erwähnt, und in Rom, Prag, Halberstadt und Danzig bewahrt man solche Äpfel in den Kirchschätzen noch auf 3].
Ein besonders prächtiger Wärmapfel gehörte bis ins 15. Jahrhundert zu den lithurgischen Geräten, die bei der Weihe und Salbung der römisch-deutschen Könige und Kaiser kirchlich zur Anwendung kamen. Franz Bock, der ein prachtvolles Werk über die alten Reichskleinodien herausgegeben hat 4], fand den kaiserlichen Wärmeapfel in Rom wieder. Man hielt ihn dort für ein Salbgefäß. Er ist aus Rotkupfer angefertigt, reich graviert und durchbrochen und im Feuer stark vergoldet. Man kann annehmen, daß der Apfel das Werk eines deutschen Goldschmiedes aus dem
                          
                                                     Abbildung 1

13. Jahrhundert ist; bis zum Jahr 1425 gehörte er zu den damals in Nürnberg aufbewahrten Reichskleinodien. Auf welche Weise er aus dem Krönungsschatz kam, wissen wir nicht mehr. Die technische Einrichtung des kaiserlichen Wärmeapfels hat der genannte Kunsthistoriker Boch leider nicht untersucht. Er sagt nur ganz kurz, daß die reich verzierte Hohlkugel
"durch ein sinnreich in der Mitte angebrachtes glühendes Stück Metall auf ihrer Oberfläche gleichmäßig erwärmt" wurde.
Der Herzog Jean de Berry, ein Sohn Königs Johann des Guten von Frankreich, war ums Jahr 1390 einer der eifrigsten und erfolgreichsten Sammler von Kunstgegenständen und Kuriositäten. Das Inventar seiner Sammlung hat sich erhalten, darin werden auch Wärmflaschen (chauferettes) aus Gold erwähnt, aber nicht näher beschrieben 5].
Die technische Einrichtung eines "eisernen Wärmekästleins" kennen wir aus einem der berühmtesten chirurgischen Werke, das der Franzose Pare`im Jahre 1561 herausgab. Das Werk erlebte viele Auflagen und (1635)
                            
                                                     Abbildung 2


auch eine deutsche Bearbeitung 6]. Pare` will einen kleinen Wärmkasten benutzen, wenn irgend ein Glied des menschlichen Körpers kalt geworden ist:
"Vber ist allde noch dieses warzunemmen / daß das Glied manchmal in solche Kälte geräht / daß seine Wärmbde dardurch fast gar verfelt / vnd also den Artzneyen zu keiner Würckung verhelffen kan. Derowegen damit diese Wämbde wiederumb auffgemuntert vund erweckt werde / kan man dem Glied dieses eyserne Wärmkästlein beyfügen / vnd damit es desto länger warm bleibe / ein lang stück Eisen / so in dem Fewer glühend worden / darein legen."
Ähnlich lautet die Beschreibung in späteren deutschen Auflagen (Abb. 2).
Daß man kleine Wärmeapparate, die man "Feuersorgen" oder auch nur "Glutpfannen" (lateinisch: foculus batillus mensarius) nannte, bei Tisch gebrauchte, berichtet der Straßburger Professor Theophilus Golius im Jahre 1582.
Man erwärmte darauf die Speisen 7]. Das war notwendig, weil man in jenen Zeiten viel üppiger aß und viel länger zu Tisch saß als heute.
Von einem zinnernen Bettwärmer hören wir zum ersten Mal etwas in den Gedichten des schlesischen Land-Syndikus Andreas Gryphius (1616 / 1664). Er erzählt 8], daß Frau Cyrilla dem Herrn Sempronio,
"ihrem e(r)kommen Eheschatz jedweden Abend mit einem Bettewermer von Zinn aufwarte".
Das berühmte deutsche Wörterbuch der Brüder Grimm - die dem großen Publikum besser als Märchensammler bekannt - verzeichnet beim Stichwort "Bettwärmer" diese Stelle des Gryphius, aber es hat gleichzeitig noch eine einfachere Erklärung für den Bettwärmer, man muß sagen eine weniger technische: "Bettwärmer, man nennt auch so einen Bettgenossen, der das Bett wärmen hilft" 9].
Der von Gryphius erwähnte zinnerne Bettwärmer ist eine Wärmflasche gewesen, wie sie jahrhunderte lang von den Zinngießern hergestellt wurde. Wir werden von ihr noch später hören.
Bartolomeo Scappi, ein päpstlicher Geheimkoch, schrieb ums Jahr 1570 ein sehr umfangreiches und reich illustriertes Buch über die Küche, die Küchengeräte und das Kochen. Er beschreibt dabei die Kochgeschirre, die für den päpstlichen Reisewagen, die der Papst auf Reisen mitnahm. Manches Mal schweift er auch auf Gegenstände ab, die nicht direkt zum Kochen nötig sind, wohl aber seiner Verwaltung unterstanden. So erfahren wir bei Scappi von einem eigenartigen Fußwärmer für den päpstlichen Reisewagen, der im Küchenfeuer erhitzt werden mußte und deshalb der Küchenverwaltung unterstand.
Wir sehen  ihn hier in der Abbildung 3 und 4 nach Scappis Zeichnungen dargestellt. Außen besteht der Fußwärmer aus einem hölzernen Kasten, der die Hitze möglichst lange halten soll. Darin steckt ein glatter Einsatz aus Eisen und in ihm erkennen wir einen gewellten Einsatz, der aus Kupfer gefertigt war.
In den Kupfereinsatz wurde der im Feuer glühend gemachte Bolzen mittels eines Hakens versenkt. Sehr auffallend ist die äußere, gewellte Form des Kupfereinsatzes. Hier hat man schon ganz bewußt die Oberfläche des Einsartzes vergrößert, damit sie um so mehr Hitze ausstrahle. Gewellte  Oberflächen an Heizkörpern gelten als eine Errungenschaft der modernen Technik.
Hier sehen wir aber, daß auch das Kleingerät in vergangenen Zeiten für hohe Persönlichkeiten unter Mitwirkung von Gelehrten angefertigt wurde. Irgendein Naturforscher, der die Oberflächenausstrahlung untersucht hatte, gab einem tüchtigen Handwerker diesen  päpstlichen Fußwärmer an.
Auch die Konstruktion des Deckels zeugt von sorgsamer Überlegung; denn der hölzerne Deckel trägt, wie wir sehen, eine Erhöhung, die aus Kupfer angefertigt war. Dieser Kupferkörper war sorgfältig in den gewellten Kupferkörper verpaßt.

                                 
                                               Abbildung 3 und 4

Wenn man den Holzdeckel mittels der Schnüre auf den Kasten aufgebunden hatte, dann hielt der Fußwärmer die Hitze sehr lange 10].
An dieser Stelle möchte ich auf eine sonderbare Wärmvorrichtung hinweisen, die ich vor einigen Jahren in dem reichhaltigen Stadtmuseum zu Leipzig sah. Dort bewahrt man einen großen, gußeisernen Ofen auf, der ehemals - ums Jahr 1650 - in der Ratsstube stand. An den senkrechten Kanten des Ofens sitzen auf starken Stiften, die in den Feuerraum hineinführen, dicke Messingkugeln. Wenn es den Ratsherren ehemals an ihren Fenstersitzen rings um den Saal zu kalt wurde, dann nahmen sie sich eine solche messingkugel vom Ofen in die Hände. Besonders die Herren Ratsschreiber, die die leichten Gänsekiele bei langen Sitzungen im Winter in kalten Händen halten mußten, werden das gern getan haben.
Im Jahr 1694 zeichnete der Niederländer Jan Luyken eine Reihe von Handwerkern bei der Arbeit (Abb. 5). Darunter finden wir den Zinngießer in seinem Laden. Allerlei Zinngeschirr ist in den Regalen aufgebaut, und auf der Erde liegt einiges auch malerisch herum. Da steht eine hohe Kanne mit Henkel, und neben ihr liegt schräg eine große zinnerne Schüssel. Sie stützt sich auf ein Gefäß, daß uns besonders interessiert: auf eine ballonförmige Wärmflasche mit Schraubdeckel. Aber auch auf dem Verkaufstisch und in den Regalen können wir noch einiges finden. Auf dem Verkaufstisch steht an der dem beschauer zugekehrten Kante eine Wärmflasche, die unten flach, oben aber abgerundet ist. Sie hat die Form, damit man die Füße bequem auf die Abrundung stellen kann. Diese Form ist überdies vor Jahren "neu" erfunden worden, ohne das sie sich eingebürgert hätte. Die Füllschraube hat man dann zwischen den Füßen. Dicht hinter dieser Wärmflasche sehen wir eine hohe, würfelförmige Flasche mit Schraubdeckel, und die gleiche Form entdecken wir auf dem mittelsten Brett des Regals 11].
Solche zinnernen Wärmflaschen werden im Jahre 1715 in dem damals hoch angesehenen "Frauenzimmer-Lexicon" beschrieben. Dieses Buch enthält alles, was die vornehme Dame - damals "Frauenzimmer" - wissen mußte. So finden wir auch verschieden Wärmeapparate beschrieben: zunächst die Wärm-Flasche:
"Ist eine von Zinn, Oval hol gegoßenes Gefäße, mit einem Schraube-  und noch ganz besondem Deckel versehen, wird mit siedendem Wasser angefüllet, und in die Betten zu deren Erwärmung gesetzet" 12].
Dann folgt die Beschreibung eines Wärmetellers:
"Ist ein doppelter und holer von Zinn gegoßener und gedreheter runder Teller, mit einer Schraube versehen, welche mit heißem Wasser angefüllet wird, damit man bey dem Essen die ordentlichen Teller drauff setzen, und Speisen warm genießen kan" 13].
Auch finden wir im Frauenzimmer-Lexikon die Beschreibung der Wärm-Pfanne:
"Ist ein von Kupffer oder Messing rund gewölbtes Gehältnüß, mit einem langen Stiel und durchlöchertem Deckel versehen, wird mit glühenden Kohlen zu Erwärmung der Betten angefüllt" 14].
Diese Wärmpfannen findet man noch häufig in unseren Museen. Die Durchbrechungen der Deckel sind meist reich verziert, und die blank gescheuerten Messinggeräte sehen prunkvoll aus (Abb. 6). Die Deckel haben einen Durchmesser bis zu 40 cm 15].

               
                                                        Abbildung 5

Die Verwendung dieser Wärm-Pfannen im Zimmer einer eleganten Dame zeigt unser Titelbild.
Die Wärmflasche ist unter der Bezeichnung "Bettflasche" im Jahr 1753 in dem damaligen deutschen Konversationslexikon auch zu finden. Es heißt dort:
"Bett-Flasche, Wärm-Flasche, so nennet mann das aus Zinn verfertigte ganz rund oder länglich runde flache Gefäß, dessen man sich zur Winters-Zeit bedienet, entweder die Betten damit auszuwärmen oder die Füße darauf zu stellen, wenn sie vorherd mit heißem Wasser oder heißem Sand gefüllet worden" 16].
Auch die Wärmpfanne ist in diesem Lexikon beschrieben; man fertigte sie aus Messing oder aus Kupfer. Die Stiele waren aus Holz und man fuhr
"in den Betten, solche zu erwärmen, damit herum" 17].
Endlich hören wir aus dem Lexikon auch etwas über die "Feuergieke". Es ist dies ein altes, ursprünglich wohl nordisches Gerät, das man heute nur noch bei den Marktfrauen in einfachster Form findet. Die Beschreibung in unserem alten Lexikon lautet:
"Gieke, ist ein von Messing oder weißem Blech, bald eckicht, bald rund-getriebenes Behältniß, so an der oberen decke mit einem beweglichen Spriegel versehen, inwendig hohl, damit man darin einen absonderlich-dazu bereiten Einsatz mit glühenden Kohlen setzen könne, um sich dessen zur Winters-Zeit außer aller Gefahr in denen Kirchen-Stühlen zu bedienen und die Füße darüber zu wärmen; zu dem Ende ist selbige nicht nur am Deckel, sondern auch an den Seiten hin und wieder durchbrochen, und mit einem ordentlichen Thürlein verschlossen, so daß solche von dem Frauenzimmer mit gutem Nutzen gebraucht wird" 18].
Die Beschreibung ist klar, bis auf das Wort "Spriegel". Dies ist ein beweglicher Bügel, ein Henkel, an dem die Frau die Gieke - die in andern Gegenden "Stüfchen" (kleine Stufe) genannt wird - bequem im Arm tragen kann. Das große schon genannte Wörterbuch von Grimm meint man nenne eine Gieke besser: Feuersorge oder Feuerstübchen 19].
Man nahm diese kleinen Kohlebecken zu Großmutters Zeiten auch in die Theater mit, und dadurch ist mancher Brand entstanden, so im Jahre 1858 der Brand des Allierie-Theaters in Turin. Dort entzündete das im Souffleurkasten stehende Kohlebecken die Holzteile der Bühne, und das ganz aus Holz gebaute Schauspielhaus brannte nieder. Die Verwendung der Kohlebecken in Theatern war eine so allgemeine, daß, daß im Winter der Zuschauerraum stets mit einem leichten Brandgeruch angefüllt war. Deshalb beachtete man am 28. Januar 1810 im Stadttheater zu Le Havre den Brandgeruch nicht besonders; aber nach der Vorstellung schlugen die Flammen aus dem Gebäude heraus, das in wenigen Stunden vollständig niederbrannte.
In Abb. 7 sehen wir einen reich verzierten Wärmeapparat aus Japan. Er befindet sich im Besitz von Frau Georg von Siemens auf Schloß Ahlsdorf, Bez. Halle. Wenn man die obere Hälfte der durchbrochenen, reich verzierten Messingkugel abhebt, dann kommt eine zweite, glatten Messingkugel zutage, die von drei Ringen umgeben ist. Es ist das

                                   
                                                           Abbildung 6

die gleiche Ringlagerung, wie wir sie hier in Abbildung 1 schon gesehen haben. Die durchbrochene Kugel liegt lose in einemj verzierten Ring, und dieser hängt in einem zierlichen Gestell, das durch drei Paar Seidenquasten geziert ist. Die innere, glatte Kugel wird mit glühenden Holzkohlen gefüllt 20].
Eigenartige Wärmflaschen aus Zinn mit Wasserfüllung hatten die Franzosen vor anderthalb Jahrhunderten (Abb. 8). Sie sind so gebaut, daß man die Füße in sie hineinsetzen kann. In den Betten benutzte

                          
                                                     Abbildung 7

man damals in Frankreich zinnerne Wärmflaschen 21].
In Deutschland hatte man um 1783 außer der Wärmflasche und der Wärmepfanne auch einen "Wärm-Korb" 22], um die Betten zu erwärmen. Eine nähere Beschreibung davon konnte ich nicht finden, aber ich vermute, daß sie den früher erwähnten Wärmepfannen ähnlich waren. In Pommern ließ ich mir erzählen, daß man dort in den Kachelöfen Klötze aus Eichenholz oder Beutel, die mit Kirschkernen gefüllt sind, erwärmt und dann in die Betten legt. In dem größten, jemals in deutscher Sprache erschienenen Lexikon Krünitz (1783) - es umfaßt von A bis Z 242 Bände! - lese ich noch folgendes:
"Eine Art Bett-Wärmer, worein man einen heißen Stahl steckt, nennt man im Scherz Demoiselle" 23].

                      
                                                   Abbildung 8

Im 13. Band des Lexikons von Küritz wird im Jahr 1786 sehr eingehend über die Gieke gesprochen 24] und manches Interessante von ihr erzählt. So hatte man im Jahr 1766 vorgeschlagen, daß jede Frau, die eine Gieke in die Kirche mitnimmt, eine Abgabe zahlen sollte. Von dem so gesammelten Geld könnte man denen helfen,
"die wegen Mangel der Schuhe und Strümpfe die Kirche nicht besuchen können".
Dann wird erwähnt, daß Ärzte schon lange gegen die böse Gewohnheit der Benutzung von Gieken gepredigt hatten; diese medizinische "Schoßsünde" hatte "fürchterliche Begebenheiten" hervorgebracht. Vor allem seien die schwefeligen Dämpfe der Holzkohlen sehr schädlich, und mancher Anfall von Übelkeit in der Kirche sei darauf zurückzuführen. Schlimmer werde es, wenn die einfachen Frauen in der Stube beim Spinnen säßen und jede ihre Gieke brennen habe. Krünitz empfiehlt desahalb ausdrücklich statt der Gieke die Verwendung von Wärmflaschen.
Da durch die Kohlepfannen und die Gieken manches Brandunglück entstanden war, kamen in England 1788 Fußwärmer auf, in denen ein erhitzter Bolzen aus gebranntem Ton steckte (Abb. 9). Der hier abgebildete
 
                                   
                                                  Abbildung 9
 
tönerne Fußwärmer wurde in die Kirchen, das Theater, den Reisewagen, für kalte Kaufmannsläden und für Arbeiten am Schreibtisch empfohlen. Außen war er mit Samt überzogen. Innen bestand er aus einer tönernen Kapsel, in die man den glühenden Tonkörper hineinlegte. Das ganze ist ersichtlich den tönernen Plätteisen nachgebildet, die man damals in einigen Gegenden statt der eisernen oder messingenen Plätten
benutzte 25].
Das erste Patent auf einen Bettwärmer erhielt der in Paris lebende, wohl aus Deutschland stammende Kupferschmied Schulders. Es wurde ihm unter Nr. 315 am 11. November 1808 erteilt. Schulders hat die alte Wärmflasche (Abb. 6) feuersicherer konstruiert, indem er die Öffnungen für den Fuftzug in eine besondere Bekrönung verlegte 26].
Die eigenartigsten, mir bekannt gewordenen Fußwärmer besitzt eine Privatsammlung beim Völkerschlachtdenkmal in Leipzig. Es sind ein Paar Steigbügel, die Napoleon I. auf seinem Feldzug
 
              
                                                    Abbildung 10
 
in Rußland 1814 getragen haben soll. Unter den Steigbügelplatten sitzen kleine, nach unten verjüngte Kessel, die mit glühenden Holzkohlen gefüllt wurden 27].
Im Mai 1831 brach die gefürchtete asiatische Brechruhr, die Cholera, zum erstenmal über Danzig in Deutschland ein. In den großen Städten starben täglich hunderte von Menschen daran. Mittel über Mittel wurde gegen die Seuche angepriesen. Eines der wichtigen war der Schutz vor Erkältung, zumal vor kalten Füßen. Deshalb sehen wir auf den vielen Spottblättern, die damals gegen die Cholera-Furcht erschienen, stets die Wärmflasche neben Medikamenten und Atemschutzapparaten (Abb. 10).
Die letzte Nachricht von der Wärmflasche, die man noch als "geschichtlich" ansehen kann, fand ich in einem Bilderbuch, das um 1840 erschien. Leider wird die dort abgebildete "Bettflasche" nicht näher beschrieben (Abb. 11). Ohne Zweifel dient die Einsatzöffnung im Oberteil zum Einsetzen der Kinder-Milchflasche 28].
Zum Schuß seien noch einige kuriose Erfindungen und "Verbesserungen" angeführt.
1843 richtete D.Wihl aus Weckelinghoven an die Regierung das Ersuchen um Erteilung eines Patentes auf Socken mit einer chemisch präparierten Einlage zur Erwärmung kalter Füße. In dem Gesuch heißt es:
"Die Mischung des Bittstellers ist einem aromatischen Pechpflaster gleich."
Er wird sehr betrübt gewesen sein, daß man ihm seine Erfindung als nicht neuartig und nicht schützbar ablehnte.
1863 wollte sich der Kaufmann Prillwitz eine Wärmflasche schützen lassen, die
"zum Behufe der Erleichterung des Transportes einen festen oder anbnehmbaren Stiel hat". Die Königl. Tech. Deputation im Gewerbe schreibt im darauf, daß sie sich vergeblich bemüht haben, an der Wärmflasche etwas zu entdecken, was einen Anspruch auf Patentierung rechtfertigen könnte.
1867 meldete Herr Klempnermeister Schauks zu Landsberg einen kofferförmigen Kasten von Blech zum Patent an, der durch ein Rohr mit einem neben der Bettstelle stehenden Ofen in Verbindung steht. Leider ward ihm das Patent für den umfangreichen ofenbeheizten Wärmekoffer versagt.
Herr Prillwitz - vermutlich der schon einmal genannte - meldete 1875 einen Schuh zum Patent an, in dessen Sohle ein Rost für Kohlenheizung angeordnet ist. Die Königl. Techn. Deputation für Gewerbe schreibt ihm darauf:
"Wir vermögen aus den Vorlagen die Überzeugung nicht zu gewinnen, daß der beabsichtigte Zweck wirklich unter allen Umständen erreicht wird".
Später hat der Erfinder ein Muster eingereicht, und das Patent ist ihm wirklich erteilt worden.
In der Praxis hat man von diesen merkwürdigen Ideen natürlich

                       
                                                        Abbildung 11
 
nichts gemerkt. Es setzen sich ja bekanntlich auf die Dauer nur wirklich brauchbare Erfindungen und Verbesserungen durch.
Damit sind wir auch am Ende dieser Abhandlung, denn die Wärmflaschen von heutzutage sind ja ein Stück Gegenwart.

Anmerkungen.

 1] Hoops, Reallexikon der germanischen Altertumskunde, Bd. 2, S.30.
 2] Lassa, Album de Villard, Paris 1858, Blatt 9r.
 3] Otte-Wernicke, Handbuch der Kirchlichen Kunst-Archäologie, Leipzig,
     Bd. 1. 1883, S.393.
 4] Bock, Reichskleinodien, Nürnberg 1864, Taf. 20, sowie S.12, 117 u. 119.
 5] J. von Schlosser, Die Kunst- und Wunderkammern, Leipzig 1908, S.30.
 6] Wund Artzney ....des Herrn Ambrosij Parei, Frankfurt a.M. 1635, S.903.
 7] Golius, Onomasticon. 1582, S.325.
 8] Gryphius, Bd. 1, S.835.
 9] J. und W. Grimm, Deutsches Wörterbuch, Leipzig, seit 1854, Bd. 3.
10] B. Scappi, Opera, Venedig 1570, Taf. 19.
11] J. u. C. Luyken, Spiegel van`t Menschelyk Bedrijf, Amsterdam 1694, Blatt 26.
12] Amaranthes, Frauenzimmer-Lexicon, Leipzig 1715, S. 2099.
13] Ebenda.
14] Ebenda.
15] Man findet sie besonders in Niedersachsen und in großen Formen heute
      im vaterländischen Museum zu Hannover.
16] Zedler, Universal-Lexicon, Leipzig, Bd.3. 1733, S.1562.
17] Ebenda, Bd.52, 1747, S.499.
18] Ebenda, Bd.10, 1735, S 1442.
19] Wie Anmerkung 9.
20] Salmon, Art du potier d`etain, Paris 1788, Taf.21.
21] Ebenda, Taf.7.
22] J.G.Krünitz, Encyklopädie, Berlin, Bd.4, 1783, S.340.
23] Ebenda.
24] Ebenda, Bd.13, 1786, S.236.
25] Journal des Luxus und der Moden, 1788, Taf.32.
26) Geschichtsblätter für Technik, Berlin 1915, Bd.2, S.192.
27] F.M.Feldhaus, Die Technik der Vorzeit...., Leipzig 1914, Sp.523.
28] 30 Werkstätten von Handwerkern, Stuttgart um 1835
 
Verlag der Krausswerke Schwarzenberg, S.A.
Auslieferung für den Buchhandel durch Erich Matthes Verlag
Hartenstein/S.A. und Leipzig
Copyright 1923 by Krausswerke Schwarzenberg/S.A.
 
Weitere Informationen zu den im Quellennachweis aufgeführten Fundstellen:
 Bock, Reichskleinodien, 1864 
 B.Scappi, Opera, Venedig, 1570 
 Amaranthes, Frauenzimmer-Lexicon, 1715 
 Journal des Luxus und der Moden, 1788 
 
Zu den Stichworten aus dem Artikel finden sie weitere Erläuterungen    

Bett-Wärmer, Bett-Flasche, Bettflasche, Bettewermer,
Feuerstätte, Feuerpfanne, Feuersorge, Feuergieke, Füerkieke, Feuerstübchen,
Glutpfanne, Gieke,
Kohlebecken, Kohlepfannen,
Stüfchen,
Wärmeapfel, Wärmtopf, Wärm-Flasche, Wärmeteller, Wärme-Korb, Wärmekasten,Wärmekoffer, Wärmpfanne, Wärmeapparat,
 

Nachwort (zur kulturhistorischen Plauderei von F.M.Feldhaus) zugleich
eine Geschichte der Wärmflasche in den letzten Jahrzehnten
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Fr. E. Krauß (1923)

 

Der freundliche Leser dieses Büchleins möge mir erlauben, kurz darzulegen, wie die Kraußwerke zur Herausgabe dieses Schriftchens kommen. Eine kulturgeschichtliche Abhandlung findet heute schwerlich einen Verleger. Betrifft sie einen Gegenstand der fabrikmäßig hergestellt wird, so liegt nach meinem Dafürhalten eine gewisse Verpflichtung für das führende Werk vor, die Ausgabe nicht zu scheuen und einen erfahrenen Historiker mit der Aufgabe zu betrauen, So entstand dieses Büchlein.
Über 250 000 Wärmflaschen stellen wir jährlich her und arbeiten seit über 20 Jahren mit bestem Erfolg an der Durchbildung einer ausgesprochenen Qualitätsware. So möge man es dem "Spezialisten" erlauben, der historischen Abhandlung ein Kapitel über die Gegenwart und die jüngste Vergangenheit anzufügen.
Im vorigen Jahrhundert waren zunächst die deutschen handwerksmeister die Hersteller der prachtvollen zinnernen und kupfernen Wärmflaschen, die ein schönes Stück Geld kosteten, die aber dafür auch eine Generation aushielten und darüber hinaus  zum Familien- und Erbgut wurden.
Es wird manche getriebene Wärmflasche das Gesellenstück eines braven Kupferschmieds gewesen sein, und mancher Zinngießerlehrling wird eine Ohrfeige eingesteckt haben, wenn es ihm nicht gelang, etwa die Verschraubung sauber anzulöten. Man kann nicht sagen, daß diese Wärmflaschen in jeder Beziehung von überragender Güte gewesen sind. So waren die Zinngewinde zu grob, die eingelegte Dichtungsplatte ließ manchen Tropfen fließen, und die Schrauben überdrehten sich gern. Man sparte aber jedenfalls nie am Material und an der liebevollen Behandlung der Metalle.
Im Ausgang des vorigen Jahrhunderts begann man immer mehr und mehr, auch die Wärmflasche fabrikmäßig herzustellen. In den meisten Fällen wurde der Handwerksmeister nach und nach zum Unternehmer und seine Werkstatt zur Fabrik. Es wurde lustig fabriziert.
Die nicht ganz glückliche Entwicklung ist uns ja allen bekannt: Immer rationell und billig, möglichst jeden Tag mehr, so wurde die deutsche Fabrikware "schlecht und billig", genau übersetzt "schlecht und häßlich", wie das berüchtigte Schlagwort jener amerikanischen Weltausstellung sagt.
 
                                   
Inder Tat hatte man sich von der Qualität ziemlich abgewendet, hatte Zinn und Kupfer mehr und mehr aufgegeben und manche Tafel Weißblech englischen und deutschen Ursprungs zu Wärmflaschen "verstanzt". Nichts ist jedoch bequemer, als zwei Stücke Blech auszustanzen, die beiden Hälften auf der Ziehpresse zu ziehen, das Ganze zusammenzulöten, zu putzen und zu verkaufen.
Der Pferdefuß kam bald zum Vorschein. Es häuften sich die Beschwerden der Abnehmer über die geringe Haltbarkeit, über die Rostflecken und Überschwemmungen in den Betten und ähnliche Schandtaten der sonst so gemütlichen Wärmflasche. Es wurden zwar auch Flaschenteile im Vollbade verzinnt, aber auch bei solchen Flaschen war die Lebensdauer sehr beschränkt. Es ist ja schon allen hausfrauen bekannt, wie sorgfältig das verzinnte Geschirr nach dem Gebrauch
                             
gespült und getrocknet werden muß. Im Jahre 1905 stand der Gründer unserer Werke, Herr Louis Krauß, vor der Entscheidung: keine Wärmflaschen mehr oder bessere. Als alter Handwerker konnte er die Beanstandungen nicht mehr ertragen. Bei seinen Versuchen kam er auf die verzinkte Wärmflasche. Er führte sie in den Handel ein, und mit jährlich wachsendem Erfolg hat sich die verzinkte Flasche eingebürgert und beherrscht seit jener Zeit als gute billige Wärmflasche den Markt. Nun ist freilich verzinktes Blech noch kein Kupfer, und der eine Übelstand, daß die Widerstandsfähigkeit der Lötnähte begrenzt ist, trat doch ab und zu unangenehm in Erscheinung. Der Wunsch, qualitativ das Beste herzustellen, führte nun vor einigen Jahren zu Erfindungen von hohem Wert. Es gelang uns die Fertigunjg einer lötnahtlosen
                           
Flasche, die nicht mehr auseinanderfallen kann, die überaus widerstandsfähig gegen Stoß und Schlag ist und bei der die gefährlichen und unschönen Lötnähte verschwinden und einem vollförmigen Dichtungsfalz Platz machen. Diese Wärmflasche, noch vernickelt, gibt die vorzüglichste deutsche Geschenkwärmflasche in verhältnismäßig bescheidenen Preisgrenzen.

Natürlich wurden die halbedlen Metalle nicht vergessen, und der Herstellung verzinkter Flaschen ging eine solche aus reinem Kupfer immer nebenher, wenn auch in bescheideneren Stückzahlen. Hier hatte sich inzwischen ein ganz merkwürdiger Mißbrauch eingeschlichen. Während die alten Handwerksmeister starkes und reines Kupfer verwendeten, die schöne runde Form trieben und zusammenlöteten, gingen verschiedene Fabrikanten dazu über, dünnes Blech zu ziehen, die Flaschen innen aber durch Blei oder Eisen zu beschweren.
Ich habe schon manche Ausrede gehört, diese Sünde zu bemänteln, aber der Händler wird schon recht haben, der mir sagte: "Sie wiegt doch was und sieht genau so aus, guter Mann." Daß der Käufer
                               
wütend ist, wenn plötzlich eine Bleiplatte in seiner schönen Kupferflasche herumpoltert, kann man wohl verstehen. Diese Flaschen haben noch eine Schattenseite. Sie werden doch mit heißem Wasser gefüllt und fest verschraubt; durch die Abkühlung des Wasserdampfes entsteht nun ein luftverdünnter Raum, die Außenluft preßt die dünnen Wandungen zusammen. Wie mancher wird schon erschrocken sein, wenn sich die glatte runde Wärmflasche in eine formlose Wasserschlange verwandelt hat!
                               
Wir verwenden seit Jahr und Tag so starkes Kupfer (0,75), daß wir die Gewähr gegen das zusammenziehen übernehemen und treten auch in Fabrikantenkreisen immer wieder für diese Art der Herstellung ein. Es ist uns auch gelungen, Messing zur Herstellung von Wärmflaschen heranzuziehen. Die Herstellungsschwierigkeiten, die bisher von der Verwendung dieses Materials abhielten, haben wir durch die verarbeitung eines hochwertigen, kupferhaltigen Messings behoben.
                               

Die Wärmflaschenschrauben hatten früher Dichtungsplättchen. Diese hielten natürlich nicht ganz dicht und meist verlor man ja auch den kleinen runden Einsatz. Später versuchte man Dichtung und Schraube zu vereinigen und legte Kork oder Leder ein. Diese Stoffe schrumpften aber zusammen, wenn sie mit heißem Wasser in Berührung kommen. Eine endgültige Lösung brauchte die den Kraußwerken geschützte Bleirillendichtung. Sie hält absolut dicht, und das Dichtungsmittel geht nie verloren. Um dem Übelstand abzuhelfen, daß die Wärmflaschen beim Füllen und Entleeren sehr leicht an den Dichtungsflächen zerschlagen werden, führten wir eine patentierte Sicherheitsverschraubung mit versenkter Dichtungsrille ein.
Ein Zufall war die Ursache einer hübschen Verbesserung. Die Hausfrau geht mit ihrem Gerät jahraus jahrein um und kommt selten auf den Gedanken, daß manches schneller und einfacher ausgeführt werden könnte. Als ein Hausvater aber einmal eine Wärmflasche auslaufen ließ, fand er, daß man unnötig lang halten mußte, bis sie gurgelnd und glucksend leer war. Das Ergebnis der darauffolgenden Versuche ist der Entleerer "Patent Krauß". Ein von außen gänzlich unsichtbares Messingröhrechen führt in das Innere der Flasche bis zum Boden und bewirkt, daß die Entleerung in einem Drittel der sonstigen Zeit ohen jedes Gurgeln und ohne jede Erschütterung vor sich geht.
                                 
 
 
 
 
Roßdorf. Hier in einem Zimmer explodierte kürzlich in einem Zimmer eine Wärmflasche, wodurch Mutter und Tochter erheblich verletzt worden sind. Besonders trugen beide Verletzungen an den Augen davon.
th. Schwansen, 1. März. Eine Wärmflasche als Unheilstifterin.
Daß eine gewöhnliche Wärmflasch unter besonderen Umständen recht viel Böses anrichten kann mußte ein Landmann in der Gemeinde Gäby erfahren. Um sich ein recht molliges Bett zu bereiten, setzte er gegen Abend die mit Wasser gefüllte Flasche in den heißen Ofen und ging ohne sich weiter um den Bettwärmer zu kümmern, seiner Arbeit draußen nach.  Nach längerer Zeit hörte er plötzlich ein knallartiges Geräusch, eilte in die Stube und war erstarrt über den Anblick, der sich seinen Augen bot. Das ganze Zimmer voller Rauch, der Ofen lag in vielen Stücken auf dem Fußboden, eine Kommode war über einen Meter weiter gerückt, eine große Fensterscheibe vollständig zertrümmert und unter dem Bett lag eine in Flammen stehende Fußdecke. Die erst frisch gemalte Zimmerdecke erschien in einem schwarzen Anstrich. Der Urheber dieser Verwüstungen war die erwähnte Wärmflasche gewesen. Dieselbe war durch den starken Druck, welches das heiße Wasser ausgeübt hatte, zur Explosion gebracht. Ein Glück war es, das der Hausbesitzer den Knall gehört hatte, andernfalls wäre das Haus ein Raub der Flammen geworden und kein Mensch hätte die Ursache ergründen können.
Explosion einer Wärmflasche. Einen erheblichen Schaden erlitt eine Kriegerwitwe in Dößingen. Sie hatte die Wärmflasche, ohne die Verschraubung zu öffnen, in den Ofen gestellt. Die Dämpfe brachten dei Flasche zur Explosion, wobei auch der Kachelofen in Trümmer ging. Die Wohnungsinhaberin wurde im Gesicht verletzt. Möge der Fall als Warnung dienen.
Kleine Ursache, große Wirkung. Infolge falscher Handhabung ist am 14. d. M. vormittags in einer Wohnung in der Sebastian-Bach-Straße eine Wärmflasche aus Zinkblech explodiert. Die Wohnungsinhaberein, eine 70jährige Frau, hatte die Wärmflasche mit Wasser gefüllt, fälschlicherweise zugeschraubt und so in den geheizten Küchenofen gestellt. Sie hatte dann ihre Wohnung auf kurze Zeit verlassen. Bald nach ihrer Rückkehr erfolgte plötzlich die Explosion  und zwar mit einer solchen Gewalt, daß die Ofenröhre zersprengt und sämtliche Töpfe herausgeschleudert wurden. Eine in der Nähe des Ofens sich aufhaltende 13jährige Enkelin der Frau wurde dabei durch das kochende Wasser an einem Unterschenkel erheblich verletzt.
Bergedorf, 23. Nov. Explosion einer Wärmflasche. Die Ehefrau eines Gemüsehändlers in Grube hatte in einen eisernen Ofen eine gefüllte Wärnflasche gestellt. Die sich entwickelnden Dämpfe brachten die Flasche zur Explosion., der Ofen wurde völlig auseinandergerissen und infolge des Luftdrucks sämtliche Fenster zertrümmert. Die ganze Wohnung wurde demoliert; der im Zimmer weilende Sohn blieb wie durch ein Wunder unverletzt.
 Eine unheimliche Seite ist hier noch nicht berührt worden. das harmlose dienstbereite Hausgerät kann zur Granate werden, kann Röhre und Ofen zerreißen und ein ganzes Zimmer verwüßten. Dies alles kann geschehen, wenn irgendein Hausgeist die Flasche nicht entleert und wieder mit heißem Wasser füllt, sondern sie - wie leider üblich - zum Erwärmen zugeschraubt in die Röhre stellt. Fängt dann das Wasser an zu kochen, so ist der Dampfkessel fertig, aber ein Kessel ohne Sicherheitsventil, der unter furchtbarem Krachen zerberstet und die ganze Umgebung gefährdet.
Diesen  Übetstand zu beheben war nicht leicht; es ist uns dies erst nach längeren Versuchen gelungen. Unsere Kraußware rüsten wir mit
                            

einer Verschraubung aus, die die Wärmflasche vor Explosionen schützt. Die Schraube enthält eine Sicherheitsdruckplatte aus indifferentem Blei, die beim Auftreten neines Überdrucks zerreißt, ohne daß der Verschraubung äußerlich das geringste geschieht.
Wir werden ab und zu einmal nach elektrischen Wärmflaschen gefragt. Wir haben eine elektrische Wärmflasche fix und fertig, wollen sie aber nicht in den Handel geben. Bei vielen elektrischen Apparaten liegt die Möglichkeit der Überheizung vor und so sehr sich unsere Elektrotechnik bemüht, selbsttätige Ausschalter und ähnliche Vorrichtungen zu erfinden, so soll man bedenken, daß die geräte im Hausgebrauch sehr strapaziert werden und garnicht einfach genug sein können. Wasser bleibt Wasser; man kann es nicht über 1000 erhitzen und wer seine Wärmflasche schon mit Hilfe der Elektrizität erwärmen will, kann ja das Wasser im elektr. Kochtopf erhitzen und in die Flasche gießen.
Die Möglichkeit von Unfällen, die selbst mit tötlichem Ausgang vorgekommen sind, ist uns Veranlassung, vom Vertrieb elektrischer Wärmer abzusehen, und immer wieder die gute alte Wasserwärmflasche zu empfehlen.
Eine interessante Beobachtung konnten wir anhand der Qualitätsvorzüge unserer Wärmflaschen feststellen:  es ist kaum zu glauben, wie schnell gewisse Vorteile anerkannt werden. "Die lötnahtlose Flasche", "Reinmessing ohne jede Beschwerung", "Mit Entleerer", "Eine Kraußbettflasche", sind Bezeichnungen, die man in den Läden oft hören kann.
Die vorzüglichen Vorbilder, die wir zum Teil in den Wärmflaschen der alten Handwerksmeister haben, werden uns ein steter Ansporn sein,
                                            
die Qualität unserer Ware weitmöglichst zu vervollkommnen in der Überzeugung, daß wir so unsrer Aufgabe innerhalb der deutschen Wertarbeitsbewegung erfüllen.
Fr. E. Krauß
 
Das Schriftchen: Med. Rat Dr. Siegfried, Die Wärmflasche als guter Hausgeist, das vor allem auf die Anwendungsmöglichkeit der Wärmflasche in Krankheitsfällen hinweist, steht Freunden der Wärmeanwendung jederzeit zur Verfügung.